Manche Entscheidungen liegen scharf an der Grenze zwischen medizinischem Können und menschlichem Dürfen. Was ist da die beste Lösung für die Patienten und ihre Angehörigen? Das besprechen zwei Medizinerinnen in diesem Podcast.
In dieser Episode tauchen die Intensivmedizinerin Dr. Eva Schaden und die Palliativmedizinerin Prof. Dr. Eva Katharina Masel von der MedUni Wien in ein Thema ein, das im hektischen Krankenhausalltag oft im Verborgenen bleibt – die klinische Ethik. Wie trifft man Entscheidungen an der heiklen Grenze zwischen medizinischem Können und menschlichem Dürfen?
Die beiden Ärztinnen verdeutlichen, dass Ethik keine abstrakte Theorie für den Elfenbeinturm ist, sondern eine täglich gelebte Praxis – in intensiven Gesprächen, sorgfältigen Abwägungen und dynamischen Teamprozessen. Besonders auf Intensivstationen, wo technologische Möglichkeiten und Grenzsituationen aufeinandertreffen, ist ethische Reflexion unerlässlich, um individuelle Therapiewege zu finden.
Die Medizinerinnen schildern, wie klinische Ethikberatung funktioniert: als strukturierter Raum für interdisziplinären Dialog – nicht als von außen auferlegte Entscheidung, sondern als Unterstützung zur Selbstklärung. In schwierigen Situationen, etwa bei der Änderung von Therapiezielen oder bei Kommunikationsproblemen mit Angehörigen, eröffnet sie neue Perspektiven und entlastet die Teams.
Neben Fachwissen sind Haltung, Empathie und Dialogbereitschaft von entscheidender Bedeutung – Ethik als tägliche Verantwortung. Der Wunsch der beiden Expertinnen: Ethikkompetenz soll so selbstverständlich werden wie medizinisches Know-how – und die Beratung irgendwann nur noch für die besonders kniffligen Fälle gebraucht werden.
Ein Gespräch über Würde, Verantwortung – und das Menschsein in der modernen Medizin. Von Martin Burger und Johanna Wolfsberger
Zum Podcast: https://www.spektrum.de/podcast/medizin-macht-und-moral-klinische-ethik-im-krankenhausalltag/2269983