Unser wichtigstes Behandlungsziel auf der Palliativstation ist es, die Lebensqualität unserer Patient:innen zu verbessern und diese im weiteren Krankheitsverlauf zu stabilisieren und zu erhalten. Die Einschränkungen der Lebensqualität unserer Patient:innen sind vielfältig und reichen von Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Atemnot, Erbrechen, Übelkeit, Gewichtsverlust, Muskelschwäche und Schmerz bis hin zu mehr oder weniger ausgeprägten Einschränkungen der Mobilität und des Bewegungsumfanges. Wir fühlen uns auch dafür zuständig, Menschen mit aus einer Erkrankung resultierender Angst, Schlaflosigkeit und depressiver Verstimmung umfassend zu betreuen.
Viele der genannten Beschwerden können im Verlauf der Erkrankung schleichend auftreten, jedoch letztendlich so massiv werden, dass sie wirksam behandelt werden müssen. Dazu zählen vor allem Schmerzen, die oft zu lange ertragen werden. Mit den heute verfügbaren therapeutischen Maßnahmen können Schmerzen so wirksam gelindert werden, dass im besten Fall keine Einschränkung der Lebensqualität mehr spürbar ist. In der Regel ist dies mit Medikamenten möglich. Selten sind dazu so genannte invasive Verfahren notwendig, im Rahmen derer einzelne Nervenstränge gezielt ausgeschaltet werden. Darüber hinaus können mit modernen Schmerzpumpen Patient:innen auch dann zu Hause erfolgreich gegen Schmerzen behandelt werden, wenn mit Tabletten oder Schmerzpflastern alleine nicht mehr das Auslangen gefunden werden kann.
Auch Atemnot, ein häufiges Symptom bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen, kann mit verschiedenen Maßnahmen, die von medikamentösen Therapien über die wirksame Behandlung von Wasser um die Lunge (Pleuraerguss) bis hin zu physiotherapeutischer und/oder psychologischer Schulung im Umgang mit Atemnot führen, wirksam bekämpft werden.
Besonderes Augenmerk schenken wir auch der Behandlung von Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Muskelschwäche, worunter fast alle Patient:innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung leiden. Hier muss mit großem Wissen und großer Sorgfalt abgewogen werden, ob eine künstliche Ernährung in der gegebenen Situation sinnvoll und erfolgversprechend ist, ob mit Nahrungsergänzungsmitteln das Auslangen gefunden werden kann, oder ob überhaupt eine Maßnahme in Bezug auf den durch die Erkrankung ausgelösten Mangel an Appetit angestrebt werden soll. Gerade bei fortgeschrittener Erkrankung ist dies oft nicht möglich und auch nicht sinnvoll, weil der Körper die in den Nahrungsmitteln enthaltene Energie nicht mehr aufnehmen und nicht mehr verarbeiten kann, selbst dann nicht, wenn sie über Infusionen gegeben wird.
Viele Beschwerden von Patient:innen betreffen den Bewegungsapparat und häufig besteht auch eine mehr oder weniger ausgeprägte körperliche Behinderung. Hier wird eine genaue physikalisch-medizinische Untersuchung durchgeführt, die die entscheidenden Probleme erkennt und eine entsprechende Lösung erarbeitet, die von klassischen physikalischen Therapiemaßnahmen wie Massage oder Lymphdrainage bis hin zu orthopädischen Behelfen reicht. Ziel ist, die Mobilität unserer Patient:innen zu verbessern und möglichst lang zu erhalten, weil das einen der wichtigsten Bestandteil einer guten Lebensqualität ausmacht.
Schließlich kann das angestrebte Ziel einer Entlassung nach Hause nur dann erreicht werden, wenn eine ausreichende Betreuung zu Hause gewährleistet ist. Oft wird diese in aufopfernder Weise von An- und Zugehörigen geleistet. In Zusammenarbeit mit Sozialarbeiter:innen und anderen Berufsgruppen kann unter Ausschöpfung der dafür vorhandenen öffentlichen Unterstützungen in aller Regel eine Entlastung der familiären Betreuer:innen und damit eine stabile Pflegesituation zu Hause erreicht werden, auch wenn diese von vorneherein als unmöglich erachtet wurde. Palliativmedizin bzw. Palliative Care versteht sich auch als Betreuungskonzept und als Betreuungseinrichtung für die von der Krebserkrankung eines Familienmitgliedes in vielfacher Weise betroffenen An- und Zugehörigen. In Zusammenarbeit von Patient:innen, An- und Zugehörigen, Palliativstation und Hilfseinrichtungen außerhalb des Spitals kann eine optimale und lückenlose Betreuung von Palliativpatient:innen erreicht werden, die in einer guten und stabilen Lebensqualität trotz fortgeschrittener Erkrankung resultiert.